Hinterglasmalerei
HINTERGLASMALEREI IN SANDL IST NATIONALES KULTURERBE! Die Nationalagentur für das Immaterielle Kulturerbe der UNESCO in Wien hat am 26. September 2012 die Hinterglasmalerei in Sandl in das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen.
Die Hinterglasmalerei in Sandl
Durch die Zuwanderung von nordböhmischen Spezialisten in der Glasveredelung kam die Hinterglasmalerei um 1760 nach Buchers und Sandl ins Mühlviertel, das gemeinsam mit dem Waldviertel und Südböhmen bis heute für seine Glasveredelung bekannt ist. Die gute Verfügbarkeit der Rohstoffe Holz und Quarzsand begünstigte die Entwicklung der Hinterglasmalerei. In Sandl wurden die Bilder in den umliegenden Glashütten und im Hausgewerbe hergestellt, auf Jahrmärkten und an Wallfahrtsorten feilgeboten und von „Kraxenträgern“ in alle Länder der Donaumonarchie exportiert. Waren es ursprünglich Kleinhandwerker, die sich mit dem Bemalen der Glastafeln ihr kärgliches Einkommen aufbesserten, wurden die Malvorgänge später arbeitsteilig, etwa in der Familie, durchgeführt. Heute gibt es in Sandl einen hauptberuflichen und mehrere nebenberufliche HinterglasmalerInnen, die diese Tradition weiterführen.
Bei der Hinterglasmalerei werden – wie der Name sagt – die Farben auf der Rückseite des Bildträgers Schicht um Schicht aufgetragen, wobei zuerst der Vordergrund, dann weiter zurückliegende Bildpartien und schließlich ganzflächig die Grundierung aufgetragen wird. Nachträgliche Korrekturen sind daher nicht mehr möglich. Als Vorlagen dienen Risse auf Papier, deren Konturen nachgezogen werden.
Charakteristisch für Sandl sind Hinterglasbilder mit wenigen, aber strahlenden Farben wie Blau, Ockergelb, Zinnoberrot und Moosgrün sowie sorgfältig aufgetragenes Blattgold. Religiöse Bildinhalte wie stilisierte Heiligendarstellungen, Haussegen und Sprüche wurden mit der Zeit um Berufs-, Tier-, Landschafts- und Jahreszeitenbilder erweitert. Ein weiteres Spezifikum der Sandl-Bilder liegt in der Ausschmückung der Bildecken mit Blumen, gefolgt von ganzen Blumensträußen und der „Sandler Rose“ als Einzelmotiv, die auch in das Wappen von Sandl aufgenommen wurde. In den verrußten Stuben der Landbevölkerung waren die Bilder nicht nur wegen ihrer starken Farbigkeit beliebt – der Weichholzrahmen konnte einfach an die Wand genagelt, und die Glasscheibe problemlos abgewischt werden.
Die Verbreitung billiger Kunstdrucke und das Auflassen der Glashütten ließen die Hinterglasmalerei ab 1940 fast in Vergessenheit geraten. Nach dem 2. Weltkrieg versuchten einige Hinterglasmaler, die Tradition wieder zu beleben. Mittlerweile sind die MalerInnen wieder auf Kunstmärkten vertreten und bieten Kurse an, in denen sie ihr Wissen weitergeben. Sandl selbst verfügt seit 1989 über ein Hinterglasmuseum, das die Abhaltung wissenschaftlicher Symposien sowie die Veröffentlichung von Publikationen fördert.